Shalom 2.0
Im Januar ist es wieder soweit: Ich gehe erneut nach Israel.
Diesmal für knappe acht Wochen. Die Lage scheint etwas ruhiger, von Frieden kann aber (immer noch) keine Rede sein.
“Warum um Herrgottswillen gehst du schon wieder?”, höre ich mein Umfeld fragen.
Nun, das will ich gerne erklären.
Ich liebe das Land, die Leute und fühle mich wie zu Hause. Tel Aviv ist eine pulsierende Metropole am Meer, das Klima behagt mir und ich gehe liebend gern auf Entdeckungstour. Die neugierige Art der Israeli, auf den Nächsten zuzugehen, um ihn kennenzulernen, schätze ich, ganz zu schweigen von ihrer Gastfreundschaft. Die Unterschiedlichkeit der Gebiete (Bergkette Mount Hermon) bis ‚hinunter‘ zum Roten Meer, die Wüste, das Hügelland bei Jerusalem und die fruchtbaren Ebenen im ganzen Land erfreuen mich immer und immer wieder. Schließlich will ich das ‚Jüdische‘ besser verstehen lernen, denn mein Gott war ein Jude. Dank meiner jahrelangen Berufserfahrung als Flugverkehrsleiter und Instruktor, darf ich bei IAA (Israel Airport Authority) weiterhin mein Wissen vermitteln und junge Fluglotsen ausbilden. Gerne lasse ich mich von der Widersprüchlichkeit des Landes, der Leute und der schwierigen Situation inner- und außerhalb der Grenzen herausfordern und benötige nicht auf alle meine Fragen eine Antwort.
Ich kann auch mal etwas einfach ‚stehen‘ lassen, ohne es mit meinem ‚westlichen/europäischen‘ Verständnis beurteilen zu müssen.
Aber ich verstehe, wie Du, so einiges schlicht und ergreifend auch NICHT!
Was ich nicht verstehe ist, dass das Existenzrecht des Staates Israel seit Gründung in Frage gestellt wird.
Was ich nicht verstehe ist, dass versucht wird diese Existenz seit den ersten Tagen mit kriegerischen Mitteln auszulöschen.
Was ich nicht verstehe ist, dass die Antwort der meisten führenden Politikern Israels darauf ausschließlich aus Gewalt besteht.
Was ich nicht verstehe ist, dass immer noch geglaubt wird, es hätte jemals einen Staat Palästina gegeben und der Flecken Land gehöre somit den ‚Palästinensern‘.
Was ich nicht verstehe ist, dass sich die Bewohner von Gaza in einer Wahl für die Hamas entschieden haben, obwohl sie deren terroristischen Kräfte und kriegerischen Absichten kennen.
Was ich nicht verstehe ist, dass täglich Raketen auf Israel abgeschossen werden und Wehklagen ausbricht, wenn zurückgeschossen wird.
Was ich nicht verstehe ist, dass Hamaskämpfer im Oktober 2023 eine Terrorattacke gestartet haben, im Wissen, dass es eine ‚Antwort‘ des Staates Israel geben musste.
Was ich nicht verstehe ist, dass weder die Rückkehr der Geiseln abgewartet wurde, noch die Vereinten Nationen zur Vermittlung gebeten wurden.
Was ich nicht verstehe ist, dass die Antwort der israelischen Führung innert Kürze grausam, unbarmherzig und radikal ausgefallen war.
Was ich nicht verstehe ist, dass Du und ich gesellschaftspolitisch und medial genötigt werden, Stellung zu beziehen. Dabei wird so getan, als gäbe es eine ‚richtige‘, eine ‚falsche‘, oder eine ‚gute‘ und eine ‚böse‘ Seite und es gelte sich auf die ‚richtige‘, ‚gute‘ Seite zu stellen.
Das verstehe ich nie und nimmer!
Denn ‚meine‘ Seite, meine Sympathie gilt dem Frieden, dem Frieden im Herzen!
Wie sagte Jesus im Johannesevangelium, Kapitel 14, Vers 27:
‚Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt. Euer Herz erschrecke nicht und fürchte sich nicht.‘
Ich will und muss nicht alles verstehen, aber ich kann mich für seinen Frieden entscheiden, mich einsetzen und dafür beten.